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«Scheissdreck gemacht» habe sie. Aufgrund ihrer Schizophrenie lebt diese Frau mit guter
       Betreuung im Sophie Blocher-Haus in Frenkendorf.



       Platz. Sie werden an den Rand gedrängt.      Wenn Ruth Schweizer erzählt,     wird von Peter Käser, Co-Leiter des
       Ruth Schweizer, die 48 ist und eigentlich   scheint es, als erzählte sie von einer   Sophie Blocher Hauses korrigiert:
       einen anderen Namen trägt, ist eine    guten Bekannten. Ihr fehle nichts, erklärt
       von ihnen. Sie leidet an einer paranoiden   sie, auf ihre Krankheit angesprochen,    •   Und die Tabletten, damit du besser
       Schizophrenie. Manchmal verliert sie   die Schizophrenie, die für Ausbrüche     schläfst?
       darum die Räson, manchmal vergreift    und Wahnvorstellungen sorgt, für       •   Stimmt.
       sie sich im Ton – und manchmal verliert   Psychosen, wenn sie trinkt oder kifft,   •   Und dann nimmst du ja auch Tabletten,
       sie sich ganz.                         was sie gelegentlich tut. Angstzustände   die deinen Kopf aufräumen.
           Ihre Vita liest sich wie ein Drama    überkommen sie dann gelegentlich –   •   Die sind gut – glaube ich.
       in mehreren Akten. Seit zehn Jahren lebt   oder Zorn. Manchmal fühlt sie sich
       sie im Sophie Blocher Haus in Frenken-  verfolgt, voller Gangster ist die Welt    Es gibt Sonderlinge, Randständige, deren
       dorf, zuvor verbrachte sie mehr oder   da draussen dann für sie.              Nähe viele unterbewusst meiden, wenn
       minder ihr gesamtes Leben in Heimen.       Ruth Schweizer lebt von einer      sie ihnen auf der Strasse begegnen. Ruth
       Ihre Eltern hatten sie erstmals einge-  Invalidenrente. Wie viele Tabletten sie   Schweizer ist eine von ihnen. Ob sie sich
       wiesen, als sie Kind war.              täglich schluckt? «Keine», sagt sie und   dessen auch bewusst ist? Sie konzentriert

       •   Warum?
       •   Weil ich Scheissdreck gemacht hab.
       •   Welchen Scheissdreck denn
       •   Na Scheissdreck halt


       Schweizer verlor den ersten Job nach ein
       paar Wochen, den zweiten nach ein paar
 Ausstellungshinweis: Jris Merz (ehemalige Leiterin    Tagen, den dritten nach ein paar Stun-
 Kunstwerkstatt artSoph) und Jörg Schneider    den. Sie quittiert das mit einem Schulter-  Co-Leiter Peter Käser
 Nutzer) stellen vom 20. bis 29. Mai im Kultur  zentrum   zucken, als wolle sie sagen: Schuld   folgt aufmerksam dem
 Mühlegasse 3 in Oberwil aus.  waren die anderen.       Gespräch.


                                                                                                     LiMa Mai – Juni 2016  – 19 –
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