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HIER IST DIE WEL T
Fiona Klein, 28, wohnt in Basel. Ihre braucht. In meiner bisherigen Die Sprache bestätigt sich also als
Primarschuljahre verbrachte sie zu Lehrerlaufbahn schaue ich auf positive grösste Hürde punkto Chancen und
einem grossen Teil unter Kindern Erfahrungen mit den Eltern zurück. Integration?
ausländischer Herkunft. Als Kind, sagt So ist es. Im Verlauf der Schulzeit
sie, sei ihr das nicht bewusst gewesen: Es wird immer wieder von Chan- bereitet es ausländischen Kindern mehr
«Das war ganz normal.» Sie ist seit cengleichheit gesprochen. Sind die Mühe, sich in der Grammatik zurechtzu-
2009 Lehrerin. Chancen für alle Kinder gleich, finden. Wie jeder weiss, ist es ohnehin
egal, woher sie kommen? schwierig, eine Fremdsprache zu erler-
Wie ist die Zusammenarbeit mit den Ja, grundsätzlich besteht in der nen. Wenn sich die Mutter- mit der
Eltern fremdsprachiger Kinder? Schule eine Chancengleichheit. Der Fremdsprache verknüpfen lässt, erleich-
In erster Linie stelle ich fest, dass Schulalltag besteht aus verschiedenen tert dies den Lernprozess. Die Tatsache
es spannend ist, anderen Kulturen zu Fächern, die wiederum in unterschied- allerdings, dass viele Kinder ihre
begegnen. Da deutsch jedoch auch für liche Teilgebiete gegliedert werden Muttersprache aufgrund verschiedener
die Eltern oft eine Zweitsprache ist, können. Die Schülerinnen und Schüler, Faktoren nicht als sichere Basis nutzen
treten ähnliche Verständigungsprobleme egal welcher Herkunft, haben unter- können – oder diese einen ganz anderen
wie mit den Kindern auf. Beim Verfas- schiedliche Stärken. Die Tatsache, dass Aufbau hat – erschwert diesen Prozess.
sen von Elternbriefen und Führen von ausländische Kinder im Fachbereich Wir Lehrer sind uns dieser Herausforde-
Elterngesprächen müssen diese Schwie- Deutsch mehr Mühe bekunden, ist rung bewusst und geben unser Bestes.
rigkeiten berücksichtigt werden. Dolmet- jedoch nicht von der Hand zu weisen.
scher werden jedoch nur selten ge-
Daniel Muri,
Leiter des Departements Bildung der Stadt Liestal
«Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung!»
Dani Muri ist als Stadtrat Hüter der Liestaler Bildung.
Der Vorsteher des Bildungs- und Sportdepartements setzt
nicht nur auf Bildung, sondern auch auf Einbildung.
Herr Muri, welche integrative gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie es sie zurzeit zu tausenden gibt.
Bedeutung hat die Schule? Rechte und damit verbundenen Dessen müssen wir uns besinnen. Die
Geborgenheit, Bildung und die Pflichten. Behutsam, begleitend und Zu- respektive Auswanderung bildet die
Schule bilden die Armierung des Funda- bestimmt. Menschheit viel eher, als dass sie die
ments einer Gesellschaft. Diese ist Qualität der Bildung bedroht.
darauf ange wiesen, ansonsten kommt Ist die Zuwanderung eine Bedro-
das ganze Gebilde ins Wackeln. hung für die Qualität der hiesigen In welche Richtung geht die Liesta-
Bildung? ler Bildung künftig, gerade in Bezug
In einem früheren Interview sagten Ich sehe darin keine Bedrohung, auf zunehmende Flüchtlingszahlen?
Sie, es gehe Ihnen sowohl um sondern eine Chance, auch in meinen Die Antwort darauf ist in der UN
Bildung als auch um Einbildung. Adern fliesst zu einem Viertel Südtiroler Kinderrechtkonvention verankert und
Die Einbildung und -bindung ist ein Blut. Und an Weihnachten feiern wir den von der Schweiz mit ratifiziert: Jedes
Teil der Bildung. Bildung in Selbstwert Konsum, anstatt unsere Menschlichkeit. Kind hat ein Recht auf Bildung!
quasi. Und das Einbinden der zugewan- Der Ursprung unseres Glaubens gründet
derten Menschen in die hier geltenden in einer flüchtenden Familie. Familien,
– 26 – LiMa September–Oktober 2015