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Ein Tag im Leben von …
Chauffeur und Politiker, Floristin und Personalberaterin:
Vier Menschen beschreiben ihren Berufsalltag. Auch wenn wir es
auf den ersten Blick nicht zwingend merken: Sie tangieren täglich
auch unser Leben.
Nina Buess, 34, Floristin:
Kreativ und bunt
Aufgezeichnet von Lucas Huber
Eigentlich duftet es an meinem Arbeitsplatz immer
gut, aber mit der Zeit riecht man die Blumen kaum
mehr. Doch es gibt diese Tage, da komme ich mor-
gens in den Laden – Blumen Büchi in Liestal –, und
es duftet herrlich nach frischen Blumen.
Ich geniesse diese Momente.
Mein typischer Arbeitstag beginnt mit der mor-
gendlichen Blumenlieferung – natürlich nach einem
Kaffee und der Zugfahrt von Aarau, wo ich wohne.
Ich habe den ganzen Tag mit Kunden zu tun – und
mit Blumen. Sie sind als Materie einfach etwas
Schönes und lebendig.
Sie zu binden und zu stecken, kurz: Mit ihnen zu arbeiten, ist eine wunderbare Beschäfti-
gung. Wir Floristinnen haben einen kreativen und bunten Beruf. Ich möchte jedenfalls keinen
anderen. Ich wollte schon als Kind Floristin werden, wohl, weil ich Blumen schon immer moch-
te. Ein anderer Beruf kam für mich nie infrage.
Jean-Marie Walther, 50, Lastwagen-Chauffeur:
«Das halbe Leben auf der Strasse für Coop»
Ohne uns Chauffeure bleiben die Regale in den Läden leer,
und die Menschen haben nichts zu essen. Wir sind eine
wichtige Berufsgattung, ohne uns, das darf man wohl
schon sagen, funktioniert vieles nicht. Ich bin jetzt seit
25 Jahren als Chauffeur bei Coop, also mein halbes
Leben. Ich fahre gern, geniesse die Zeit auf der Strasse.
Ich beliefere verschiedene Filialen im Baselbiet.
Morgens fahre ich vom Verteilzentrum in Basel zur
Gartenstadt in Münchenstein, dann weiter nach Reinach
und Aesch. Am Nachmittag geht es dann nach Frenken-
dorf und Liestal. Dabei gehört nicht nur das Fahren
zum Job, sondern auch das Be- und Entladen.
Ob ich meinen Beruf mag? Aber sicher: Sonst würde ich ihn nicht ausüben. Ich bin gern im Führerstand
unterwegs. Jedenfalls meistens. Denn der Verkehr hat sich in den vergangenen Jahren schon ziemlich
verändert: Es wird immer enger auf der Strasse, besonders zu den Stosszeiten gibt es vielfach kaum ein
Vorwärtskommen. Früher war es einfacher. Trotzdem kommt für mich kein anderer Beruf in Frage.