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Farben haben ihn sein Leben lang  begleitet.
       Eine Welt ohne Farben?                                                           pensionierte Zeichnungslehrer Ruedi Pfirter
                                                                                          Anhand von Milchpackungen zeigt der
       Unvorstellbar                                                                              die Wirkung von Farben auf.





       «Es ist kein Hexenwerk», sagt Ruedi Pfirter und weist an,                     dem menschliche Qualitäten und Emo-
       20 Sekunden auf das rote Papier mit dem schwarzen Punkt zu                    tionen wider», erklärt Ruedi Pfirter und
       starren. Ist die Zeit abgelaufen, ist der Blick auf ein weisses               meint, dass man braun mit Sinnlichkeit
       Papier mit schwarzem Punkt zu richten. Nun, was sehen Sie?                    und Gediegenheit assoziiere, Orange mit
                                                                                     Optimismus, Gelb mit Heiterkeit. Der
                                                                                     Lüscher-Farbtest, entwickelt 1947, wird
       Ruedi Pfirter, pensionierter Zeich-        Doch Farben sind nicht nur Physik,   auch heute noch – etwa in der Psychiat-
       nungslehrer, Kunstmaler, 28 Jahre      nicht nur Kleidung und Lebensmittel,   rie – zur Bestimmung charakterlicher
       Fach didaktik am Lehrerseminar in      nicht nur Regenbogen und Acryl auf     Eigenschaften bei Menschen angewandt.
       Liestal, trägt ein grünes Hemd unter   Leinwand. Farben sind Gefühl, Emotion,
       blauem Pullover, die Hose ist rot.     Sinnbildlichkeit: Erotik, Zorn und     Die emotionale und die kopfige
       «Kein Zufall», kommentiert er, schliess-  Temperament sind rot, Trauer schwarz,   Seite der Farbverarbeitung
       lich ist seine Welt bunt und die Men-  Reinheit weiss. «Farben geben ausser-  Farben leisten auch Hilfestellung und
       schen im Allgemeinen zu schwarz
       gekleidet. Findet er.
           Wenn es nämlich um Farben geht,    Grün ist nicht gleich grün. Es kommt auf die Umgebung an.
       strahlt er. Farben sind seine Leiden-
       schaft, sein Ding quasi. «Ohne Farben»,
       sagt Ruedi Pfirter darum, «wäre die
       Welt arm. Sie bedeuten mir enorm viel.»
       Nur logisch also, dass er stets mit
       grosser Leidenschaft unterrichtete und
       die Weitergabe seines Wissens um die
       Lehre der Farben grösstmögliche
       Erfüllung war.


                                                                                             LiMa November – Dezember 2017  – 33 –
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